umgesetzte Projekte und Fördermaßnahmen

Ein Taufstein mit Geschichte

In der Laurentiuskirche in Westkirchen steht ein Taufstein, der über mehrere Jahrhunderte sein Zuhause in Sendenhorst hatte, und zwar in der Vorgängerkirche der heutigen Pfarrkirche St. Martin. Laut Inschrift ist das Becken aus dem Jahr 1588. Der Sendenhorster Bernhard Schemann schafft derzeit eine Kopie für den Sendenhorster Kirchplatz. Von Christiane Husmann

Im Vorraum zur Werkstatt von Steinbildhauer Bernhard Schemann steht ein großer achteckiger Kalksteinblock, der bald die Form eines Taufbeckens annehmen soll. Im Nebenraum sind bereits das Unterteil und die Mittelsäule zu bewundern, die das Becken später tragen. Bei der Arbeit, der sich Bernhard Schemann mit Hingabe widmet, handelt es sich um eine genaue Nachbildung eines Taufsteins aus dem Jahr 1588 – mit Geschichte.

In der Laurentiuskirche in Westkirchen steht ein Taufstein, der über mehrere Jahrhunderte sein Zuhause in Sendenhorst hatte. Genauer in der Vorgängerkirche der heutigen Pfarrkirche St. Martin. Laut Inschrift ist das Becken aus dem Jahr 1588. Hyronimus Hogeherte soll es damals der Martins-Pfarrkirche gestiftet haben. In der Kirche steht das Becken in einem Oktogam und gilt als das älteste Ausstattungsstück in der Laurentiuskirche.

„Da der Taufbrunnen ein Zeugnis für die Geschichte der Stadt Sendenhorst ist, soll im Jahr 2017 eine Kopie dieses Brunnens auf dem Kirchplatz vor dem Südportal aufgestellt werden“, heißt es in einem Kurzbericht, den Pfarrer Wilhelm Buddenkotte verfasst hat. Dieser Bericht liegt auch der Bürgerstiftung Sendenhorst/Albersloh vor, die sich mit einer kleinen Abordnung auf den Weg zu Bernhard Schemann gemacht hat. „Wir möchten das Projekt gerne unterstützen“, sagt Heinz Wenker, der als zweiter Vorsitzender den Stiftungsgedanken hervorhebt, der für die Stadt Sendenhorst schon immer eine große Bedeutung gehabt habe – in der Vergangenheit wie in der Gegenwart.

Auch Bernd Höne steht in der Bildhauerwerkstatt. „Das sieht ja schon sehr, sehr schön aus“, ist der Sendenhorster angetan. Er weiß noch einige interessante Details zum Thema Taufbecken zu erzählen. Beispielsweise, dass der Taufstein, der heute in der Pfarrkirche St. Martin steht, 1870 vom Sendenhorster Gutsbesitzer Große Kogge gestiftet worden war. Aus einem besonderen Anlass: Im stolzen Alter von 80 Jahren wurde er Vater eines Erbfolgers. Zum Dank für das späte Vaterglück stiftete er der Gemeinde den neuen Taufbrunnen, der den aus dem Jahr 1588 ersetzte.

Die Idee von Pfarrer Wilhelm Buddenkotte, den Taufstein für das „Kirchgrün“ zu kopieren, kam nicht nur bei Bernd Höne gut an. Der fühlte bei etwa 200 Sendenhorstern vorsichtig vor, ob sie bereit wären, das Projekt finanziell zu unterstützen. „Man kann sagen, ich bin Klinken putzen gegangen“, lacht Höne, der sich mit viel Engagement an die Sache machte. Mit Erfolg.

Die Arbeit von Bernhard Schemann ist schon gut vorangeschritten. Er hat vom Original ein Aufmaß gemacht. Zudem dienen ihm Fotos als Vorlage. „Das ist wirklich sehr viel Arbeit“, berichtet der Steinbildhauer von der Herausforderung, aus Steinblöcken einen reich verzierten Taufstein zu gestalten. Den Kalkstein für das Becken hat er aus dem Altmühltal besorgt. „Der ist grobporig und kann deshalb das Wasser besser aufnehmen und abgeben“, erklärt Bernhard Schemann. Daher sei der Stein gut für den Außenbereich geeignet. Einige Stunden in der Woche widmet sich der Sendenhorster dem Taufstein – immer dann, wenn es die Arbeit zulässt. Wie viele Stunden er schon in das Projekt „Taufstein“ gesteckt hat, kann er nur schätzen: „Sehr viele. Aber mir macht das ja Spaß.“

In der Werkstatt bekommen die Besucher eine ungefähre Ahnung davon, wie viel Arbeit in der Gestaltung des Taufsteins steckt, der bald auf dem Kirchplatz in Sendenhorst stehen soll. Wann „bald“ ist, da will sich Bernhard Schemann nicht festlegen. „Wir üben sanften Druck auf ihn aus“, lacht Bernd Höne.

Bernhard Schemann, der jede freie Minute am Taufstein arbeitet, nimmt es gelassen: „Auf die Frage, wann’s fertig ist, kann ich nur antworten: Wenn’s fertig ist.“ Dann macht er sich wieder an die Arbeit.

Westfälische Nachrichten; 24.04.2017; Christiane Husmann